Umstellung von Gasleitungen
Umstellung bestehender Leitungen auf den Wasserstofftransport
Für mehr als 80 Prozent des ONTRAS H2-Startnetzes nutzen wir Bestandsleitungen unseres Erdgasnetzes, die auf den Transport von Wasserstoff umgestellt werden. Dies erfordert eine Reihe an technischen Maßnahmen und Prüfungen. Grundsätzliche Maßgabe für den Umstellungsprozess ist die Gewährleistung der Versorgungssicherheit.
Vorteile und Voraussetzungen technischer Umstellungen
Die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur und die Umstellung bestehender Leitungen sind aus mehreren Gründen wichtig und sinnvoll: Im Vergleich zu Leitungsneubauten ist die technische Umstellung sowohl in Planung als auch Realisierung schneller und kostengünstiger umzusetzen. Die Leitungen liegen bereits in der Erde und folgen einer optimierten Route – die Umstellung ist damit auch ressourcenschonender als ein Neubau. Ein Leitungsneubau ist beispielsweise dann notwendig, wenn die erwarteten Wasserstoff-Transportbedarfe höher als die verfügbare Infrastruktur sind oder die Leitung weiterhin für die Erdgasversorgung benötigt wird. Denn dies ist die zentrale Maßgabe bei der Planung des Leitungsnetzes: die Versorgungssicherheit mit Erdgas auch nach der geplanten Umstellung einzelner Leitungsabschnitte weiterhin zu gewährleisten.
Technische Maßnahmen und Prüfungen
Die Voraussetzung für die Umstellung von Leitungen ist es, deren grundsätzlichen Eignung für den Wasserstofftransport zu prüfen und die durch die externen Sachverständigen ermittelten notwendigen technischen Maßnahmen durchzuführen.
Dafür wird im ersten Schritt eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, in der die technischen Anforderungen – beispielsweise zum erforderlichen Betriebsdruck – zusammenfließen.
Um den langfristig sicheren und stabilen Betrieb der Wasserstoffinfrastruktur zu gewährleisten, stehen bei der Prüfung der bestehenden Leitungen drei Aspekte im Fokus:
- Mit der H2-Integritätsbewertung wird der Zustand der Leitungen systematisch analysiert, mögliche Schwachstellen identifiziert und Sanierungsmaßnahmen gezielt geplant.
- Die bruchmechanische Bewertung ergänzt diesen Prozess, indem sie die Materialtauglichkeit unter den spezifischen Belastungen durch Wasserstoff prüft.
- Bestehende Armaturengruppen werden für den Betrieb mit Wasserstoff einer detaillierten Prüfung hinsichtlich Dichtheit, Stabilität und Materialbeschaffenheit unterzogen.
Den Ergebnissen des umfangreichen Prüfprozesses entsprechend erfolgen notwendige Umrüstungen an der Leitung sowie den dazugehörigen Anlagen wie Molchschleusen und Armaturen. Dies können Umbauten bestehender Leitungskomponenten sein, aber auch die Errichtung neuer Anlagen- und Leitungsbestandteile. Nach dem Prüfprozess sowie dem Abschlussprüfbericht durch einen externen Sachverständigen kann die Umstellung des Energieträgers erfolgen.
Erdgasverstärkende Maßnahmen als Voraussetzung für Leitungsumstellung
Im Rahmen der Errichtung des Wasserstoffnetzes und der Umstellung bestehender Erdgasleitungen auf den Transport von Wasserstoff muss die Versorgungssicherheit mit Erdgas weiterhin gewährleistet sein. Das heißt, das verbleibende Fernleitungsnetz muss den Transport der bestehenden Erdgasbedarfe bedienen und damit die Versorgung sicherstellen. Dadurch werden an einigen Stellen des Netzes sogenannte erdgasverstärkende Maßnahmen notwendig. Hierbei handelt es sich um meist sehr kurze Streckenabschnitte, auf denen der Neubau einer Erdgasleitung notwendig wird. Im ONTRAS H2-Startnetz sind einige kurze Neubauabschnitte notwendig, mit ca. acht Kilometern ist der geplante Neubau der Leitung Wiederitzsch-Seehausen die größte erdgasverstärkende Maßnahme.